Moderne Technik hilft beim perfekten Zusammenspiel

Trainingsdaten werden bei Messbootfahrten auf wasserdichten Tablet-PCs angezeigt - ähnlich wie beim Kommandostand in der Formel 1

 

Aktuell sind die Zweier des „Team Deutschland-Achter“ bei ihren Fahrten auf dem Dortmund-Ems-Kanal komplett verkabelt und mit Tablets-PCs bestückt. Aber nicht, damit die Ruderer unterwegs die Mails checken oder Spielchen machen können – die Zweier sind für die Messbootfahrten ausgestattet worden. Dabei werden während der Fahrt verschiedenste Parameter gemessen. Das Trainerteam und die Sportler bekommen die Daten auf dem Tablet direkt zu sehen und können entsprechend reagieren.

„Die Trainer sehen allerdings ein paar mehr Werte als die Ruderer. Man darf die Sportler während der Fahrt auch nicht überfordern“, sagt Dr. Stefan Weigelt, Trainingswissenschaftler vom Olympiastützpunkt Westfalen. Gemeinsam mit seinem Sohn Jan hat er die entsprechende App entwickelt. Aufgezeichnet werden Werte wie Geschwindigkeit, Beschleunigung, Schlaglänge, Winkel, Riemen- und Stemmbrettkraft, aber auch die Bewegungen der Rollsitze und des Bootes – da fällt selbst das kleinste Gieren (das Boot läuft nicht gerade), Stampfen (das Boot geht aus dem Wasser heraus) oder Rollen (das Boot kippt) auf.

Anzeige auf einer Tachoscheibe

Auf dem flexiblen und wasserdichten Tablet-PC, der direkt auf dem Flügelausleger mit Klettband angebracht wird, sehen die Sportler meistens nur einen Wert, der nach dem Ampel-Prinzip auf einer Tachoscheibe angezeigt wird: Liegt der Sportler im gelben oder roten Bereich, muss er seinen Stil anpassen. Die Trainer, die im Boot nebenher fahren, bekommen alle Parameter auf den Bildschirm, wie beim Kommandostand in der Formel 1, und können sofort korrigieren.

Nachher werden die Ergebnisse mit Weigelt und dem Trainerteam in Ruhe am Laptop analysiert, die ganze Messfahrt ist inklusive aller Werte im Re-Live verfügbar. „Bei den Ruderern kommt das gut an. So bekommen sie schwarz auf weiß gezeigt, was sie verbessern können“, sagt U23-Trainer Peter Thiede, dessen Athleten die Messbootfahrten größtenteils schon hinter sich haben: „Meistens bestätigen die Werte das, was das Trainerauge schon gesehen hat. Aber auch wir können unsere Einschätzung so nochmal abchecken.“

„Stärken ausbauen, Schwächen minimieren“

Weil das „Team Deutschland-Achter“ Weigelts Technik schon seit mehreren Jahren nutzt, ist auch ein Zugriff auf eine Datenbank möglich. Die Sportler können so vergleichen, wie sie sich über die Jahre entwickelt haben. „Wir können durch die Messbootfahrten die Effizienz steigern, Stärken ausbauen und Schwächen minimieren“, meint Weigelt, der momentan viel zu tun hat.

Bereits seit Ende Januar ist die Messtechnik mit an Bord, erst bei den Frauen, dann bei der U23 und nun im A-Kader. Die Verkabelung dauert pro Platz rund eine Stunde, nach Möglichkeiten soll jedes Duo anschließend zwei Messbootfahrten absolvieren. Die erste zur Analyse, die zweite, um Änderungen direkt umzusetzen und gegebenenfalls nochmals zu korrigieren. Alle sind bei den Messbootfahrten mit vollem Elan dabei, um noch ein bisschen mehr Geschwindigkeit aus den Booten herauszukitzeln. Denn die kleinste Veränderung kann manchmal große Auswirkungen haben

Entwicklung geht weiter

Mittlerweile hat Weigelt sogar eine Variante entwickelt, die ohne Verkabelung auskommt. Dabei wird auf dem Ausleger einer WLan-Sender angebracht. Bislang können dabei aber nur die Winkel angezeigt werden. „Wir sind dabei, es weiterzuentwickeln. Es könnte ein methodisches Instrument für die tägliche Wasserarbeit werden, denn es ist ganz leicht anzubringen und verfügt über einen Akku, der bis zu einer Woche hält“, sagt Weigelt, der sich aktuell aber auf die üblichen Messbootfahrten konzentriert: „Wir wollen in den nächsten Tagen fertig werden, noch vor den Leistungsüberprüfungen.“

So kann auch an den letzten Stellschrauben für das perfekte Zusammenspiel der Zweier gedreht werden, denn schon am 7./8. April steht die Langstrecke mit Ergometer-Test in Leipzig an und vom 20. bis 22. April geht es in Essen um die Deutsche Kleinbootmeisterschaft.

 

28.03.18 I von Felix Kannengießer

 

Dr. Stefan Weigelt stattet die Boote mit moderner Technik aus.

Die Daten werden sofort an das Beiboot gesendet, wo die Trainer sofort reagieren können.

Die Sportler sehen die Daten auf einem Tablet-PC, der im Boot angebracht ist.

 

 

 

Termine

EM in Szeged (Ungarn, 25.-28. April):
Achter: Bahnverteilungsrennen: 1. GBR, 2. RUM, 3. ITA, 4. GER, 5. UKR, 6. AUT; Finale (Sa., 15.26 Uhr)
Zweier ohne Steuermann: Vorlauf: 1. SUI, 2. SRB, 3. NED, 4. GER, 5. HUN; Hoffnungslauf (Fr., 10.53 Uhr); AIN, GER, LTU, ESP, POL; Halbfinale (Sa., ab 11.20 Uhr); Finale (So., 12.51 Uhr)
Live-Audio und Live-Tracker (ab Do.) und Live-Stream (ab Sa.): worldrowing.com

Qualifikationsregatta in Luzern (Schweiz 19.-21. Mai 2024)
Weltcup in Luzern
(Schweiz, 24.-26. Mai 2024)
Weltcup in Poznan
(Polen, 14.-16 Juni 2024)
Trainingslager in Völkermarkt
(Österreich, 18. Juni - 3. Juli 2024)
Trainingslager in Ratzeburg (11.-20. Juli 2024)
Olympische Spiele in Paris (Frankreich, 27. Juli - 3. August 2024)
SH Netz Cup in Rendsburg (6.-8. September 2024)

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